Filmvorführung und Diskussion: Warum die Wunde offen bleibt

Am Mittwoch, den 4.10. zeigen wir in der kosmotique ab 20 Uhr den Film “Warum die Wunde offen bleibt”, der sich mit der Aufarbeitung des Holocausts an Roma und Sinti durch die sogenannte „2. und 3. Generation“ beschäftigt. Im Anschluss steht die Filmemacherin Marika Schmiedt für ein Gespräch zur Verfügung.

Im Mittelpunkt des Films stehen Interviews bzw. Gespräche mit drei beeindruckenden Frauen: Anna Gleirscher-Entner arbeitet seit vielen Jahren als psychosoziale Beraterin und hat ein Sachbuch mit dem Titel „Das Unaussprechliche in der psychosozialen Beratung von Sinti und Roma“ verfasst. Ihre wissenschaftliche Arbeit ist von ihrer Biografie – sie ist als elftes Kind in einer Sinti-Familie aufgewachsen – nicht trennbar. Die Erfahrungen, das Schweigen über den Holocaust, die Vertreibung und Ermordung von Familienmitgliedern, führten sie schlussendlich zu dem „Tabubruch“, öffentlich über kollektive und individuelle Traumata zu reden, zu publizieren. Elisabeth Brainin, eine Psychiaterin und Psychoanalytikerin, berichtet über psychologische Hintergründe der sogenannten Mehrheitsgesellschaft, die den Nationalsozialismus und seine Implikationen gerne als Schlussstrichthema betrachtet. Das Nicht-Anerkennen und das fehlende Bewusstsein über Roma und Sinti als Opfergruppe des NS-Regimes führen zu einer erneuten Viktimisierung. Weiterlesen

Offener Tresen im September: Bericht aus Jelsava/Slowakei

Am Mittwoch, den 13. September, haben wir beim Tresen gegen Antiromaismus Hannah Köhler zu Gast, die uns bereits vor einigen Monaten einen Erfahrungsbericht über ihrer Arbeit zugesendet hatte.

Ein Jahr im Süden der Slowakei in einem Zentrum für Romakinder zu arbeiten, verändert die Weltsicht auf ganz besondere Weise. Die Auseinandersetzung mit der politischen Situation der Romabevölkerung wird real, wenn man den Betroffenen jeden Tag begegnet. Einige Organisationen versuchen, den Lebensalltag der jungen Generationen in diesem ärmsten Gebiet der Slowakei zu verbessern und ihnen Chancen für ein erfülltes Leben zu bieten. Aber reicht das?

Los geht’s wie immer um 20 Uhr in der kosmotique

Betteln ist ein Recht auf Stadt – Veranstaltungsreihe im September

Die Stadt Dresden will das Betteln einschränken. Zurzeit stehen Verbote von Betteln mit und durch Kinder zur Abstimmung, nachdem bereits Straßenmusiker*innen mit absurden Überregulierungen gegängelt werden. Dafür soll im September eine neue Polizeiverordnung im Stadtrat diskutiert werden. Das Kindeswohl wird vorgeschoben, um zu verschleiern worum es eigentlich geht: Kriminalisierung von Armen, Law&Order-Vorstellungen von den öffentlichen Räumen in der Stadt und autoritäre Fantasien davon, die Stadt „rein“ zu halten vom Anblick der Armut. Sittel, der Ordnungsbürgermeister, antwortete auf den Einwand, dass Kinder damit in illegale Tätigkeiten wie Diebstahl oder Prostitution getrieben würden, er sehe die Gefahr nicht: „vermutlich werden unsere Kontrollen eher eine örtliche Verdrängung in andere Städte zur Folge haben“. Das ist Stadtkosmetik im CDU-Style: Aus den Augen aus dem Sinn.

Gegen diesen Diskurs und gegen die neue Polizeiverordnung hat sich die BettelLobby Dresden zusammengefunden und möchte mit folgendem Veranstaltungsprogramm in die Betteldebatte intervenieren: Weiterlesen

„Wir verteidigen das Grundrecht auf Betteln“ – Tresen am 9. August

was, wie, wo und warum?
Ein Grundrecht auf Betteln? Gibt es das? Und was sind das für Leute, die sich dafür einsetzen?

Beim aktuellen Tresen gegen Antiromaismus wollen wir Euch die BettelLobby Wien vorstellen. Die Initiative unterstützt BettlerInnen dabei, sich gegen Polizei- und Behördenwillkür zu wehren und das mit beachtlichen Erfolgen.

Im Zuge dessen wollen wir mit Euch über die aktuelle Diskussion um ein geplantes Bettelverbot in Dresden sprechen. Was plant der Stadtrat? Was diskutiert die Presse und wie können wir ein Grundrecht auf Betteln verteidigen und wollen wir das überhaupt? Kommt vorbei, dann reden, trinken und rauchen wir.

Recht auf Stadt: Die Straße ist für alle da!

wann?
Mittwoch, 09. August ab 20 Uhr

wo?
kosmotique, Martin-Luther-Str. 13

Das (un)bekannte Andere. Verfolgung von Sinti und Roma in Sachsen

Für unseren nächsten Tresen am 14. Juni konnten wir Claudia Pawlowitsch gewinnen, die in lokalen Archiven zur Geschichte des Antiziganismus in Dresden forscht:

In Medien, Politik und Alltagsbewusstsein werden Vorurteile über Sinti und Roma beständig wiederholt. All jene Vorurteile über die größte europäische Minderheit finden sich seit vielen Jahrhunderten auch in den Unterlagen von Behörden wieder. Vor allem in obrigkeitlichen Mandaten, Verordnungen, polizeilichen Dienstanweisungen und Gesetzen sind die Ressentiments überliefert. Sie bildeten oft die Grundlage für Ausgrenzungen, Diskriminierung und Verfolgungen der als „Anders“ markierten. Das Vorurteil „Antiziganismus“, die zugrunde liegenden Motive und Auswirkungen werden in dem einführenden Vortrag von Claudia Pawlowitsch anhand lokalhistorischer Beispiele skizzenhaft offengelegt.

Claudia Pawlowitsch ist Forstwissenschaftlerin und Historikerin. Sie studierte an der TU Dresden und der Ben Gurion University of Negev und befasst sich seit vielen Jahren mit der lokalhistorischen und philosophischen Tragweite des Antisemitismus und Antiromaismus.

Wann?
Mittwoch, 14. Juni ab 20 Uhr

Wo?
kosmotique, Martin-Luther-Str. 13

Gruppe Gegen Antiromaismus bei Gedenkfeier am ehemaligen Roma-KZ in Lety/Cz:

Die Schweinefarm muss endlich weg

Am Samstag, den 13. Mai, fuhr die Dresdner Gruppe Gegen Antiromaismus mit etwa 30 Unterstützer_innen vor allem aus Dresden und Leipzig zur offiziellen Gedenkfeier am ehemaligen Konzentrationslager Lety in Tschechien. Dort sprachen unter anderem der tschechische Minister für Menschenrechte und der Kulturminister, der Leiter der deutschen Botschaft in Prag, Hansjörg Haber, sowie mehrere Botschafter vor etwa 200 Teilnehmern. Die Gruppe Gegen Antiromaismus bekräftigte ihre Forderung, die Schweinemastanlage auf dem Gelände abzureißen und so ein würdiges Gedenken zu ermöglichen.

Im KZ Lety kamen während des Nationalsozialismus mehrere Hundert Menschen um, die meisten davon Roma und Sinti. Auf dem Gelände steht seit den 1970er-Jahren eine industrielle Schweinemastanlage. Erstmals liefen dieses Jahr offiziell Verhandlungen über einen Aufkauf der Farm, die aber momentan wegen der Regierungskrise in der Tschechischen Republik auf Eis gelegt wurden. Mehrere Redner_innen forderten die Regierung auf, das Vorhaben endlich umzusetzen.

Jan Feldmann, Pressesprecher der Gruppe Gegen Antiromaismus erklärt hierzu: “Den Abriss der Schweinefarm schon wieder zu vertagen ist eine Frechheit. Die Anlage muss endlich verschwinden, damit in Lety eine richtige Gedenkstätte entstehen kann. Das wäre auch ein wichtiges Signal der Anerkennung an die tschechischen Roma. Die deutsche Regierung hat sich ihrer Verantwortung für die Vernichtung der tschechischen Roma bisher entzogen. Diese Verantwortung anzunehmen würde mindestens bedeuten, die Finanzierung dieses Anliegens zu übernehmen.” Weiterlesen

Gruppe Gegen Antiromaismus bei Radio Dreyeckland

KZ speziell für Roma- und Sintifamilien

Am ehemaligen Konzentrationslager Lety in Tschechien steht heute eine Schweinemastanlage

Unter diesem Titel gab es heute Morgen ein hörenswertes Interview bei Radio Dreyeckland
Aber hört selbst: Am ehemaligen KZ Lety steht heute eine Schweinemastanlage

Tresen gegen Antiromaismus im Mai: Überraschungsfilm zur Gedenkfahrt nach Lety

Am Mittwoch, den 10. Mai, zeigen wir bei unserem Tresen in der kosmotique einen Film, der das KZ Lety im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Verfolgung von Roma und Sinti in ganz Europa beleuchtet und eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlägt. Dabei kommen auch einige unserer tschechischen Freund_innen zu Wort, die wir bei der Gedenkfahrt am 13. Mai in Lety treffen werden.

Die vergessenen Kinder im Herzen Europas

Der folgende Artikel wurde uns von der Autorin zugesandt und wir freuen uns, ihn hier veröffentlichen zu können:

Wenn man in Deutschland nachmittags ein zwölfjähriges Kind begrüßt, geht man davon aus, dass es gefrühstückt hat, in der Schule war, dort Mittag gegessen hat und jetzt entweder seine Hausaufgaben macht, einem Hobby nachgeht oder mit Freunden spielt. Doch für die Kinder, mit denen ich arbeite, ist keines dieser Dinge selbstverständlich. Mein Name ist Hannah Köhler, ich arbeite seit einem halben Jahr als Freiwillige in einem Kinder- und Jugendzentrum mit den Romakindern Jelšavas zusammen und dies ist ihre Geschichte.

Jelšava ist ein kleines Dorf im Herzen der Slowakei, nur bekannt für seinen hohen Bevölkerungsanteil an Roma. Von den rund 3200 Einwohnern sind etwa 1300 Roma. Diese Gegend der Slowakei ist geprägt von schlechter wirtschaftlicher Entwicklung, hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Vor langer Zeit war Jelšava eine reiche Stadt, aber von dem ehemaligen Reichtum zeugen nur noch die Kirchen und die Ruine des Kastells.
Vor mehreren Jahren hat der slowakische Staat versucht, den Anteil an Roma in Košice, der zweitgrößten Stadt der Slowakei, zu senken, indem ihnen billige Häuser in kleinen Orten angeboten wurden, unter anderem in Jelšava. Seitdem sind die Grundstückspreise hier dramatisch gesunken und die Häuser verstorbener Bewohner werden zumeist wiederum von Roma gekauft. Weiterlesen

Hetze von AFD Mitglied Tillschneider

Die AfD hetzt auf’s Übelste. Dazu die PRESSEMITTEILUNG von Romano Sumnal e. V. Leipzig:

Strafanzeigen gegen den AfD Abgeordneten Dr. Tillschneider

Wir haben Strafanzeigen wegen Volksverhetzung gegen Herrn Dr. Tillschneider gestellt und fordern ihn hiermit öffentlich zum Rücktritt auf. Derartige Aussagen wie die des Landtagsabgeordneten Tillschneider beleidigen unser Volk aufs tiefste und missachten die Schuld die Deutschland durch die Ermordung der Sinti und Roma in der Nazizeit auf sich genommen hat. Herr Tillschneider zeigt nicht nur keinen Respekt und keinen Sensibilität gegenüber diesen Tatsachen sondern agiert mit diesen Äußerungen volksverhetzend und rassistisch.

Von einem Landtagsabgeordneten mit Migrationshintergrund gebürtig aus Timisoara hätten wir mehr Professionalität und Verständnis, besonders gegenüber seinen rumänischen Landsleuten, erwartet. Stattdessen nutzt er die Armut und das Leid der in Sachsen-Anhalt lebenden Menschen aus Südosteuropa für seine politischen Zwecke.

Wir fordern den Landtag von Sachsen-Anhalt auf sich öffentlich von den Aussagen des Abgeordneten zu distanzieren und erwarten eine öffentliche Entschuldigung.