Schlagwort: Rom_nja

Audiobeitrag von Radio Blau (Leipzig)

Das Leipziger Radio Blau hat einen Beitrag bei Freie Radios zum Engagement von Konexe (Ústí nad Labem) veröffentlicht. Im Interview kommen Miroslav Brož und Josef Miker von Konexe zu Wort und erläutern die aktuelle Situation vor Ort und sprechen über vergangene und kommende Kämpfe um an der Lage etwas zu verändern.

Leipziger Fussballverein solidarisiert sich

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Beim letzten Heimspiel des Roten Stern Leipzig zeigten Fans und Spieler des Vereins Banner und verlasen ein Statement zum ehemaligen Konzentrationslager in Lety.

Wir danken allen Beteiligten! Grüße nach Leipzig!

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Infoveranstaltung zu Aktionstagen in Lety

Kampagne für ein würdiges Gedenken an den Porajmos.

Dresden
Mittwoch, 29.4.15, 20 Uhr
Kosmotique, Martin-Luther-Straße 13

Leipzig
Mittwoch, 29.04.15, 19 Uhr
Fischladen, Wolfgang-Heinze-Straße 22

„Ihr könnt wählen: mehr Geld für Bildung oder wir kaufen die Schweinemastanstalt“ – so antworteten tschechische Politiker in der Vergangenheit, wenn sie von Rom_nija zur Schließung der Schweinemastanstalt auf dem Gelände des einstigen “Zigeunerlagers” Lety bei Pisek aufgefordert wurden.
Im von den Deutschen besetzten Protektorat Böhmen und Mähren wurden ab 1939 Rom_nija inhaftiert, die aus verschiedenen anderen okkupierten Gebieten geflohen waren bzw. umgesiedelt wurden. Auch Lety bei Písek war ein solches Lager, eingerichtet noch unter der Leitung tschechischer Beamter. Mehrere hundert Rom_njia wurden dort zu schwerer Arbeit gezwungen und ermordet; im Frühjahr 1943 wurden die Gefangenen zum großen Teil nach Auschwitz deportiert.

Im Jahr 1973 ließ die damalige kommunistische Regierung der Tschechoslowakei eine große, industrielle Schweinemastanstalt auf dem Gelände des einstigen Lagers in Lety bauen. Sie ist bis heute in Betrieb, obwohl es in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder Proteste und EU-Resolutionen gegeben hatte, die die Schließung der Schweinemast auf dem Gelände forderten.

In der mangelhaften historischen Aufarbeitung des Porajmos spiegelt sich die prekäre Situation von Rom_nija in Europa und auch in Tschechien wieder. Antiziganistische Stereotype bis hin zum offenen Hass und Gewalt gegenüber Rom_nija sind in der Mehrheitsgesellschaft weit verbreitet. Roma und Romnija werden auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und in anderen Bereichen ihres Lebens diskriminiert. Das Schulsystem ist nahezu durchgehend segregiert.

Der Einsatz für ein würdiges Gedenken an den Porajmos ist deshalb auch ein politisches Zeichen für die Gegenwart.

Mitglieder des Free Lety-Movements aus Tschechien und Deutschland informieren am Mittwoch, den 29.4. ab 20 Uhr in der Kosmotique (Martin-Luther-Straße 13) über die Geschichte von Lety, die aktuelle Kampagne und die Aktionstage in Lety am 13.-16. Mai 2015. Wir wollen besonders diskutieren, wie eine Unterstützung von deutscher Seite aussehen kann.

Das kann so nicht stehen bleiben

Pressemitteilung zur Vortragstour tschechischer Roma-AktivistInnen durch zehn Städte in Deutschland über die Kampagne „Free Lety“ – Für ein würdiges Gedenken an den Porajmos

Tschechische AktivistInnen der Organisation Konexe (Ústí nad Labem) bereisen derzeit zehn Städte in Deutschland, um über die Situation tschechischer Roma zu berichten. Vor allem steht die Situation in Lety bei Písek im Vordergrund, wo auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers für Rom_nija heute eine Schweinemastanstalt in Betrieb ist.

„Ihr könnt wählen: mehr Geld für Bildung oder wir kaufen die Schweinemastanstalt“ – so antworteten tschechische Politiker in der Vergangenheit, wenn sie von Rom_nija zur Schließung der Schweinemastanstalt auf dem Gelände des einstigen „Zigeunerlagers“ Lety bei Pisek aufgefordert wurden.

Im von den Deutschen besetzten Protektorat Böhmen und Mähren wurden ab 1939 Rom_nija inhaftiert, die aus verschiedenen anderen okkupierten Gebieten geflohen waren bzw. umgesiedelt wurden. Das „Gesetz betreffend Zigeuner und ähnlicher Landstreicher“ von 1927 kriminalisierte zunächst vor allem männliche Roma und Sinti als vermeintlich „arbeitsscheue Personen, die nicht nachweisen“ könnten, dass „ihr Lebensunterhalt sichergestellt sei“ und führte zur Internierung in „Strafarbeitslagern“. Auch Lety bei Písek war ein solches Lager, eingerichtet noch unter der Leitung tschechischer Beamter.

Eine Verschärfung der antiziganistischen Politik setzte mit der Berufung Heydrichs in das Protektorat 1941 und der Verwaltungsreform 1942 ein, innerhalb derer die relative Autonomie der tschechischen Administration aufgehoben wurde. Ab 1942 existierte das Lager für alle als „Zigeuner“ klassifizierte Personen. Im Frühjahr 1943 wurden die Gefangenen zum großen Teil nach Auschwitz deportiert, um dort vergast oder weiterhin durch Zwangsarbeit ausgebeutet zu werden.

Der Aktivist Jozef Miker (Krupka, nahe Ústí nad Labem) berichtet über die Auswirkungen der Geschichte des Lagers Lety auf seine Familie, die zum Teil in dem Lager inhaftiert gewesen ist. Nur wenige haben die rassistische Verfolgung überlebt.

Im Jahr 1973 hatte die damalige kommunistische Regierung der Tschecheslowakei eine große, industrielle Schweinemastanstalt auf dem Gelände des einstigen Lagers in Lety bauen lassen. Diese ist bis heute in Betrieb, obwohl es in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder Proteste bis hin zu EU-Resolutionen in den Jahren 2005 und 2008 gegeben hatte, welche die Schließung der Schweinemast auf dem Gelände forderte. Auch die konkrete historische Verantwortung für das Lager ist Gegenstand der Debatte.

Die Situation tschechischer Rom_nija heute ist extrem prekär. Alle öffentlichen Meinungsumfragen zeigen, dass die Mehrheitsgesellschaft starke Vorurteile gegen Roma hegt und Antiziganismus und Antiromaismus dominieren. Roma und Romnija werden auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und in anderen Bereichen ihres Lebens diskriminiert. Das Schulsystem ist nahezu durchgehend segregiert.

Ivanka Mariposa Čonková (Prag) kritisiert die Sozialpolitik der tschechischen Regierung und mahnt gleichzeitig die europäischen Institutionen zum Umdenken: „Die Politik der sozialen Integration ist völlig verfehlt, denn sie hört nicht auf, uns Roma als Problem zu benennen, anstatt den Hass, der uns entgegen schlägt.“ Nach wie vor sei es verbreitet, Romnija und Roma selbst für ihre Diskriminierung verantwortlich zu machen. Allein Begriffe wie „Roma-Strategie“, „Roma-Issue“ oder „Roma-Frage“ machten dies in dramatischer Weise deutlich, so Čonková.

Über den schnell zu aktivierenden Hass und das Gewaltpotential gegenüber Rom_nija spricht der Aktivist Miroslav Brož (Ústí n.L.) in seinem Beitrag über die Hassmärsche, die in den letzten Jahren in der tschechischen Provinz stattfanden.

Dass ein Teil dieser Situation – nicht nur in der tschechischen Republik – die mangelnde Anerkennung der Verfolgung und Vernichtung von Sinti und Roma während des Nationalsozialismus ist, darüber spricht die Solidaritätsgruppe gegen Antiromaismus (Dresden). Auch Deutschland müsse endlich seine historische Verantwortung wahrnehmen. „Dass wir über die Verfolgung von Roma und Sinti vor und während, aber auch nach dem NS kaum etwas wissen, ist eng verbunden mit der Ignoranz, die Roma und Sinti auch heute noch entgegengebracht wird. Diese Ignoranz kann schnell in Hass umschlagen. Die historische Verantwortung für den Fall Lety liegt nicht allein bei Tschechien. Deutschland muss sich an den Kosten für eine Verlegung der Schweinemast beteiligen.“

Weiterhin fordert die Gruppe die deutsche Regierung auf, sich in der Asylpolitik stärker für Rom_nija aus ganz Europa einzusetzen: „Anstatt die Liste der ’sicheren Herkunftsländer‘ zu erweitern, sollte Deutschland für Roma ein sicheres Fluchtland sein“, so der Sprecher Jan Feldmann. „Die Geschichte der Verfolgung und Vernichtung von Roma und Sinti in ganz Europa reicht lang zurück und ist viel zu wenig im kollektivem Gedächtnis verankert. Der Hass gegen Roma ist ein europäisches Phänomen, welches nicht an der Grenze zu Deutschland halt macht“. Lety sei ein Symbol, welches die heutige Situation der Romnija und Roma in ganz Europa aufzeigt. „Unabhängig davon, von wem das Lager historisch zu verantworten ist, das kann so einfach nicht stehen bleiben.“

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung:
Jan Feldmann
Pressesprecher der Soligruppe gegen Antiromaismus Dresden
0157 – 32930827
email hidden; JavaScript is required
http://freelety.org/de/
https://www.facebook.com/konexeinenglish

Tschechischer Roma-Verein Konexe und seine Freunde auf Tour

Pressemitteilung der Soligruppe gegen Antiromaismus Dresden
16.03.2015

Free Lety! – Bundesweite Informationstour zur Schließung der Schweinemastanlage auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers für Roma

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Die Dresdner Soligruppe gegen Antiromaismus und die tscheschiche Romaorganisation Konexe sind vom 17. – 27.03. gemeinsam auf Deutschlandtour. In zehn Städten sprechen sie über das ehemalige Roma-KZ in Lety und die heutige Situation von Roma in Tschechien. Sie fordern eine Schließung der Schweinemastanlage auf dem Gelände des ehemaligen KZ, um dort ein würdiges Gedenken an den nationalsozialistischen Genozid an den europäischen Sinti und Roma zu ermöglichen. Die genauen Daten und Orte der Veranstaltungen sind hier zu finden.

Roma werden in Tschechien häufig attackiert und offen diskriminiert.
Seit Jahren gibt es regelmäßig Proteste und Übergriffe durch organisierte Neonazis. 2013 fanden fast jedes Wochenende Hassmärsche statt. In einigen Städten gingen mehr als 1.000 Neonazis auf die Straße und erhielten bei ihren gegen Roma gerichteten Mord- und Vernichtungsdrohungen Unterstützung von umstehenden Anwohner_innen. Nur die Polizei verhinderte Schlimmeres.

Die Roma-Organisation Konexe aus Usti nad Labem (CZ) engagiert sich gegen rassistische Hassmärsche, kritisiert aber zugleich auch die diskriminierende Sozialpolitik der tschechischen Regierung. Einen wichtigen Meilenstein zu einer Gleichberechtigung sieht Konexe in der Anerkennung der Verfolgung und Ermordung von Roma im Nationalsozialismus. Jan Feldmann, Pressesprecher der Soligruppe gegen Antiromaismus, erklärt hierzu: „Bezüglich der mangelnden Aufarbeitung und Anerkennung des nationalsozialistischen Genozids an Sinti und Roma ist Lety ein europäisches Symbol. Statt das Gelände des Konzentrationslagers zu einem Ort des Gedenkens zu machen, wurde dort 1973 eine industrielle Schweinemastanlage errichtet. Obwohl verschiedene Romaverbände, EU und UNO seit Jahrzehnten eine Schließung der Anlage fordern, ist bis heute nichts geschehen. Gemeinsam mit unseren Freund_innen von Konexe wollen wir in Deutschland einfordern, die Verantwortung für die NS-Vernichtungspolitik zu übernehmen. Eine Finanzierung der Verlegung der Schweinemastanlage wäre das Mindeste und würde den entscheidenden Schritt bedeuten.“

Vortrag und Diskussion:
Free Lety! Würdiges Gedenken an den Porajmos statt Schweinemast

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung:
Jan Feldmann
Pressesprecher der Soligruppe gegen Antiromaismus Dresden
0157 – 32930827
email hidden; JavaScript is required
http://freelety.org/de/
https://www.facebook.com/konexeinenglish

Vortragstour im März 2015

Free Lety – würdiges Gedenken an den Porajmos statt Schweinemast!

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Vorträge der NGO Konexe zur aktuellen Situation von Rom*nja in der Tschechischen Republik

Rom*nja werden in Tschechien häufig attackiert und offen diskriminiert.
Unverhohlener Hass auf Romn*ja ist dort Alltag. Seit Jahren gibt es regelmäßig Proteste und Übergriffe durch organisierte Nazis.
Ein trauriger Höhepunkt war das Jahr 2013, in dem an fast jedem Wochenende und teilweise in mehreren Kommunen gleichzeitig Aufmärsche stattfanden. In Ceske Budejovice, Duchcov und Ostrava gingen jeweils mehr als 1.000 Neonazis auf die Straße und erhielten bei ihren gegen Roma gerichteten Mord- und Vernichtungsdrohungen Unterstützung von umstehenden Anwohner*innen. Nur die Polizei verhinderte Schlimmeres.

Die Rom*nja-Organisation Konexe aus Usti nad Labem (CZ) engagiert sich gegen rassistische Hassmärsche, kritisiert aber zugleich auch die diskriminierende Sozialpolitik der tschechischen Regierung. Einen wichtigen Meilenstein zu einer Gleichberechtigung von Rom*nja sieht Konexe in der Anerkennung der Verfolgung und der Ermordung von Rom*nja im Nationalsozialismus.
Bisher ist die Erinnerungspolitik wenig angemessen. Deutlich wird dies an der Situation in Lety (u Písku). Hier befand sich zuerst ein von den tschechischen Behörden eingerichtes Strafarbeitslager, von 1942-43 ein Konzentrationslager für Romn*ja. Etwa 400 Menschen wurden dort ermordet, mehr als zwei Drittel der Toten waren Kinder. Von dreißig im KZ Lety geborenen Säuglingen überlebte nur einer das Lager. Mehrere Hundert Gefangene wurden von Lety nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Statt nach der Befreiung das Gelände zu einem Ort des Gedenkens zu machen, errichtete die ČSSR dort 1973 eine Schweinemastanstalt. Diese ist bis heute in Betrieb. Romaverbände, EU und UNO fordern seit 20 Jahren von der tschechischen Regierung, den Betrieb zu kaufen, um in Lety ein würdiges Gedenken an die Opfer zu ermöglichen. Außer Versprechungen und symbolischen Aktionen geschah bisher jedoch wenig.

Was können wir angesichts der Hassmärsche und dem scheinbar mühevollen Kampf um ein würdiges Gedenken in Lety lernen, wenn Rom*nja in ganz Europa diskriminiert werden?

Eine Vortragstour mit Vertreter*innen von Konexe wird über die Situation von Rom*nja in Tschechien, die Geschichte des Lagers Lety und den Kampf um ein würdiges Gedenken und eine angemessene Aufarbeitung des Porajmos berichten.

Orte und Termine der Infotour:

Döbeln
Die, 17. März, 19.00 Uhr
Treibhaus e.V., Café Courage, Bahnhofstraße 56
in Zusammenarbeit mit Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen

Leipzig
Mi, 18. März, 19.00 Uhr
Lipinski-Forum, Rosa-Luxemburg-Straße 19/21
parallel in diesen Räumen: Ausstellung “Geschichte, Genozid und Gegenwart der Roma und Sinti in Böhmen und Mähren” (16.-27.03.2015)
Kooperation: Romano Sumnal und ecoleusti
in Zusammenarbeit mit Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen

Halle/Saale
Do, 19. März, 19.00 Uhr
Reilstrasse 78
Kooperation: Miteinander e.V.
in Zusammenarbeit mit Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen

Heidelberg
Fr, 20. März, 19.00 Uhr
Heidelberger Kunstverein, Hauptstraße 97

Frankfurt/Main
Sa, 21. März, 16.15 Uhr
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, IG-Farben Haus, Raum 254
Kooperation: Förderverein Roma e.V., Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Frankfurt/M. und das Fritz-Bauer-Institut

Dortmund
So, 22. März, 19.30 Uhr
Nordpøl, Münsterstr. 99

Düsseldorf
Die, 24. März, 19.00 Uhr
V6 , Vollmerswertherstr. 6
Kooperation: Ternodrom e.V.

Duisburg
Mi, 25. März, 19.00 Uhr
SJD – Die Falken Duisburg, Düsseldorfer Str. 399, Kleiner Saal

Hamburg
Do, 26. März, 19.00 Uhr
Rom und Cinti Union (RCU e.V.), Rellingerstrasse 23

Berlin
Fr, 27. März, 19.00 Uhr
Infoladen der Naturfreundejugend Berlin, Weichselstraße 14, Neukölln (barrierearm)
Kooperation: Amaro Foro e.V.

Die Vorträge werden in englischer Sprache gehalten. Wenn benötigt oder gewünscht, können wir eine deutsche (Flüster-)Übersetzung anbieten.

Die Vortragstour wird finanziell unterstützt vom Anne-Frank-Fonds Basel und dem Bildungswerk Weiterdenken − Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen.
Ergänzend sind wir aber auch auf Spenden angewiesen; alternativ kann auch via Überweisung an folgende Bankverbindung gespendet werden: kosmotique e.V. Dresden, Betreff „Free Lety“, IBAN: DE83430609671130360500, BIC: GENODEM1GLS, GLS Gemeinschaftsbank

Hier zum download: Plakat und Flyer zur Infotour als pdf.

Während der Veranstaltungen behalten wir uns als Veranstaltende vor, von unserem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die neonazistischen Parteien oder Organisationen angehören, der neonazistischen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

Spendenaufruf der Soligruppe gegen Antiromaismus Dresden

Seit einem guten Jahr versuchen wir als Soligruppe von Antiromaismus betroffene Menschen zu unterstützen. Anlass für die Gründung waren die antiromaistischen Ausschreitungen in Tschechien, zu denen es nur 50km Luftlinie von Dresden entfernt seit einigen Jahren regelmäßig kommt. Für uns ist klar, dass Solidarität nicht an der Staatsgrenze aufhören kann. Und so versuchen wir seit dieser Zeit in enger Zusammenarbeit mit Menschen aus der Tschechischen Republik – Rom*nja wie Nicht-Rom*nja – dem wachsenden Antiromaismus etwas entgegenzusetzen.

Die Situation der Rom*nja in der Tschechischen Republik ist kritisch. Alle öffentlichen Meinungsumfragen zum Thema zeigen, dass die Mehrheit der Tschech*innen starke Vorurteile gegen Romn*ja hegt und eine deutliche Anti-Roma Einstellung vertritt, so dass Antiziganismus und Antiromaismus dominieren. Rom*nja werden auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, im Schulsystem und in anderen Bereichen ihres Lebens diskriminiert. Dieser Status quo dauert seit dem Zusammenbruch des Sozialismus an und verschlimmert sich in Zeiten der ökonomischen Krise erheblich.

Die fehlende Erinnerung an den Porajmos, den nationalsozialistischen Genozid an Rom*nja und Sint_ezze, ist ein Teil des Problems. Auch in Tschechien wurde bereits vor der Besetzung durch Nazideutschland eine antiziganistische Diskriminierungspolitik betrieben. Unter deutscher Besatzung wurden eigene KZs für sogenannte “Zigeuner” eingerichtet. Wie in Deutschland wurde die rassistische Komponente dieser Kriminalisierungspolitik lange nicht anerkannt. Vielmehr wurden Entschädigungsansprüche der Betroffenen in der postnationalsozialistischen Gesellschaft abgelehnt mit der Begründung, dass es sich hierbei nicht um eine rassistisch motivierte Verfolgungspraxis, sondern lediglich um Kriminalitätsbekämpfung gehandelt habe.

In Lety u Písku, 80 Kilometer südlich von Prag, befand sich ein solches Konzentrationslager, in dem Romn*ja inhaftiert wurden. Es wurde 1939 von den tschechischen Behörden als sogenanntes Strafarbeitslager eingerichtet und wandelte sich unter der deutschen Besatzung zu einem Konzentrationslager, in dem ganze Familien unter katastrophalen Bedingungen interniert wurden. Der Tod von mindestens 400 Menschen wurde unter der Lagerleitung von Josef Janovský, einem fanatischen Antiziganisten, gezielt herbeigeführt. Wieviele dort tatsächlich starben, kann nur eine archäologische Untersuchung klären. Die Überlebenden wurden nach dem sogenannten Auschwitz-Erlass Ende 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Im Jahr 1973 wurde in der ČSSR eine industrielle Schweinemastanstalt auf dem Gelände des einstigen Lagers in Lety errichtet. Diese Farm existiert bis heute und ist nach wie vor in Betrieb. Die ČSSR hat 1975 die Schlussakte von Helsinki unterzeichnet, in der vereinbart wurde, die Gelände des Holocaust zu Orten des Gedenkens und der Ehrfurcht zu machen. Trotzdem suhlen sich bis heute Schweine direkt an dem Ort, an dem Romnja und Roma ermordet und gefoltert wurden.

Durch den Zusammenbruch des Sozialismus 1989 ergaben sich ideale Bedingungen für die Schließung der staatseigenen Schweinemastanstalt in Lety. Sie wurde aber nicht geschlossen, sondern privatisiert. Erst als 1994 zufällig Originaldokumente aus dem Lager auftauchten und veröffentlicht wurden, setzte eine Debatte um die historische Bedeutung des Ortes ein. Seitdem werden die wechselnden tschechischen Regierungen von verschiedenen Romaverbänden, EU und UNO unter Druck gesetzt, die Farm zu kaufen, sie zu schließen, sie von Schweinemist zu reinigen und ein würdevolles Denkmal für die Opfer auf dem Gelände zu errichten. Außer Versprechungen und symbolischen Aktionen geschah jedoch nichts – es wurde lediglich neben der stinkenden Schweinemastanstalt ein Denkmal errichtet. Teilweise wird von tschechischen Politiker*innen und Historiker*innen sogar bestritten, dass es sich bei Lety um ein “richtiges KZ” handelte, um u.a. die Verantwortung über das Fortbestehen der Schweinefarm von sich zu weisen.

Die Roma-Initiative Konexe aus Usti nad Labem hat im Frühjahr 2014 eine neue Kampagne mit dem Ziel initiiert, dass die Schweinemastanlage geschlossen und auf dem Gelände eine würdige Gedenkstätte errichtet wird. Im März 2015 wollen wir gemeinsam mit Konexe eine größere Infotour durch Deutschland machen, auf der über Lety, den Porajmos und den Umgang mit diesem Thema in der tschechischen Gesellschaft informiert wird. Ziel ist es, auch von Deutschland aus den Druck zu erhöhen.

Die Infotour, die monatlichen Kundgebungen und Blockaden in Lety, sowie die Demonstation in Berlin wird im nächsten halben Jahr den Hauptteil unserer Arbeit ausmachen. Um sie jedoch zu ermöglichen und auch den tschechischen Aktivist*innen die Tour durch Deutschland zu finanzieren, brauchen wir Geld. Jeder Euro hilft uns dabei, dieses Ziel umzusetzen.

Spenden bitte auf folgendes Konto:
kosmotique e.V.
GLS Gemeinschaftsbank e.G.
BIC: GENODEM1GLS
IBAN: DE83430609671130360500
Betreff: Lety

Oder unterstützt uns im Rahmen unserer Crowdfundingkampagne.

Auch Kleiderspenden für den kommenden Winter können weiterhin gerne in der kosmotique abgegeben werden.

kosmotique e.V.
Martin-Luther-Str. 13
01099 Dresden
geöffnet jeden Mittwoch ab 20 Uhr

solidarity_not_charity [at] riseup.net

Schweinemast auf dem NS-Todeslager

Deutschlandradio Kultur, Beitrag vom 13.08.2014
Von Kilian Kirchgeßner

Auf dem Gelände eines ehemaligen KZ in Lety stehen heute Viehställe

Im tschechischen Lety stand während der Zeit der nationalsozialistischen Besatzung ein Konzentrationslager, in das vorwiegend Roma eingewiesen wurden. Nach 1945 wurden die Lagerbaracken abgerissen, auf dem Gelände eine Schweinemast errichtet.

Eine schmale Straße nur führt zu dem Gedenkort, links und rechts dichter Wald. Nach gut einem Kilometer öffnet sich der Blick, es gibt einen kleinen Parkplatz. Hier, im Wald mitten im Niemandsland knapp 100 Kilometer vor den Toren Prags, liegt einer der nationalsozialistischen Schreckensorte – Zigeunerlager nannten es die Nationalsozialisten, betrieben wurde es von tschechischen Aufsehern. Milous Cervencl kennt die Greuel, die hier in den 40er-Jahren verübt wurden.

weiterlesen auf deutschlandradiokultur.de…

Tschechien: Ehemaliger Präsidentschaftskandidat leugnet Existenz eines KZ

in: Spiegel-online vom 04.08.2014

„Die Menschen starben an den Folgen von Alter und Krankheit“: Der ehemalige tschechische Präsidentschaftskandidat Okamura hat abgestritten, dass im Konzentrationslager Lety Menschen ermordet wurden. Seine Äußerung löste Empörung aus.

Prag – Der tschechische Senatsabgeordnete Tomio Okamura hat die Existenz eines Konzentrationslagers im südböhmischen Lety während des Nationalsozialismus geleugnet und damit Empörung ausgelöst. Mehrere Politiker forderten am Montag seinen Rücktritt.

„Der Mythos von einem Konzentrationslager für Roma ist nach verfügbaren Informationen eine Lüge“, sagte der frühere Präsidentschaftskandidat Okamura dem Nachrichtenportal Parlamentnilisty.cz. In dem „Arbeitslager“ sei niemand ermordet worden. „Die Menschen starben an den Folgen von Alter und Krankheit“, behauptete Okamura.

weiterlesen auf Spiegel-Online…

Gedenken an ermordete Rom_nja am ehemaligen KZ Lety

in: http://romove.radio.cz vom 04.08.2014, von Till Janzer

Tschechische Politiker haben in der Gedenkstätte des früheren Konzentrationslagers Lety der unter deutscher Besatzung ermordeten Roma gedacht. Einen Tag vor dem internationalen Gedenktag für die Opfer des Völkermords an den Sinti und Roma warnte Kulturminister Daniel Herman vor den Gefahren fremdenfeindlicher Tendenzen in der Gesellschaft. Rassismus habe tiefe Wurzeln und gehöre leider noch nicht der Vergangenheit an, sagte er am Freitag.

Der Minister wies darauf hin, dass das Lager Lety im Zweiten Weltkrieg der Protektoratspolizei unterstanden hatte. Die Aufseher seien Tschechen gewesen, und das sei der tschechische Anteil am Roma-Holocaust, so Herman. Der Ressortchef versprach baldige Verhandlungen mit den Eigentümern des ehemaligen KZ-Geländes, auf dem heute eine Schweinemast betrieben wird. Gegen den Betrieb der Mast protestieren seit Jahren erfolglos Roma-Vertreter und Bürgerrechtler.

diesen Beitrag auf romove.radio.cz ansehen…