Schlagwort: Tschechien

Gruppe Gegen Antiromaismus bei Gedenkfeier am ehemaligen Roma-KZ in Lety/Cz:

Die Schweinefarm muss endlich weg

Am Samstag, den 13. Mai, fuhr die Dresdner Gruppe Gegen Antiromaismus mit etwa 30 Unterstützer_innen vor allem aus Dresden und Leipzig zur offiziellen Gedenkfeier am ehemaligen Konzentrationslager Lety in Tschechien. Dort sprachen unter anderem der tschechische Minister für Menschenrechte und der Kulturminister, der Leiter der deutschen Botschaft in Prag, Hansjörg Haber, sowie mehrere Botschafter vor etwa 200 Teilnehmern. Die Gruppe Gegen Antiromaismus bekräftigte ihre Forderung, die Schweinemastanlage auf dem Gelände abzureißen und so ein würdiges Gedenken zu ermöglichen.

Im KZ Lety kamen während des Nationalsozialismus mehrere Hundert Menschen um, die meisten davon Roma und Sinti. Auf dem Gelände steht seit den 1970er-Jahren eine industrielle Schweinemastanlage. Erstmals liefen dieses Jahr offiziell Verhandlungen über einen Aufkauf der Farm, die aber momentan wegen der Regierungskrise in der Tschechischen Republik auf Eis gelegt wurden. Mehrere Redner_innen forderten die Regierung auf, das Vorhaben endlich umzusetzen.

Jan Feldmann, Pressesprecher der Gruppe Gegen Antiromaismus erklärt hierzu: “Den Abriss der Schweinefarm schon wieder zu vertagen ist eine Frechheit. Die Anlage muss endlich verschwinden, damit in Lety eine richtige Gedenkstätte entstehen kann. Das wäre auch ein wichtiges Signal der Anerkennung an die tschechischen Roma. Die deutsche Regierung hat sich ihrer Verantwortung für die Vernichtung der tschechischen Roma bisher entzogen. Diese Verantwortung anzunehmen würde mindestens bedeuten, die Finanzierung dieses Anliegens zu übernehmen.” Weiterlesen

Gruppe Gegen Antiromaismus bei Radio Dreyeckland

KZ speziell für Roma- und Sintifamilien

Am ehemaligen Konzentrationslager Lety in Tschechien steht heute eine Schweinemastanlage

Unter diesem Titel gab es heute Morgen ein hörenswertes Interview bei Radio Dreyeckland
Aber hört selbst: Am ehemaligen KZ Lety steht heute eine Schweinemastanlage

Tresen gegen Antiromaismus im Mai: Überraschungsfilm zur Gedenkfahrt nach Lety

Am Mittwoch, den 10. Mai, zeigen wir bei unserem Tresen in der kosmotique einen Film, der das KZ Lety im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Verfolgung von Roma und Sinti in ganz Europa beleuchtet und eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlägt. Dabei kommen auch einige unserer tschechischen Freund_innen zu Wort, die wir bei der Gedenkfahrt am 13. Mai in Lety treffen werden.

Ein Gedenken in Würde ermöglichen. – Aufruf zur Fahrt nach Lety am 13. Mai

Die Schweinemastanlage auf dem Gelände des Konzentrationslagers Lety muss endlich weg

Wenn trotz internationaler Proteste und zwei EU-Parlamentsresolutionen seit mehr als 40 Jahren eine industrielle Schweinemastanlage auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers stehen kann, sagt dies einiges über den Umgang mit der historischen Verantwortung gegenüber den Opfern der Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands in Europa aus.

Das eigentliche Gelände des ehemaligen Lagers ist schwer zugänglich. In jedem Jahr findet eine Gedenkfeier unter anderem von Angehörigen zu Ehren der Ermordeten und Deportierten statt. Das Ansinnen dieser Gedenkfeier in der Nähe des eigentlichen Ortes wird allerdings durch den Gestank der Schweinemast verunmöglicht.

0

Das ehemalige Konzentrationslager Lety, in der Tschechischen Republik, war 1939 als so genanntes „Strafarbeitslager“ errichtet worden. Im Rahmen des Programmes „Vernichtung durch Arbeit“ wurde es später unter deutscher Verantwortung und unter Aufsicht der lokalen tschechischen Behörden zu einem Lager speziell für Roma- und Sintifamilien. Unter ihnen waren auch viele, die nach der Machtergreifung in Deutschland in die Tschechische Republik geflohen waren.
Die Inhaftierten wurden zur Arbeit gezwungen und unter schlechtesten hygienischen Bedingungen verwahrt. Etwa 300 Kinder waren im Lager. Die meisten von ihnen starben. Das bewusste Aushungern und Auspressen der menschlichen Arbeitskraft schwächte die Inhaftierten so sehr, dass im Winter 1943 eine Thyphusepidemie ausbrach, der Viele zum Opfer fielen. Diejenigen, die überlebten, wurden nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Weiterlesen

Tresen gegen Antiromaismus im April: Mobilisierung zur Lety-Gedenkfahrt

Am 13. Mai wollen wir zusammen mit Euch nach Lety fahren, um an der jährlichen Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Zusammen mit Luisa, der Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) in der tschechischen Kleinstadt Písek und Lety wollen wir bei unserem Tresen an den Ort der Vernichtung und Verfolgung erinnern, über die aktuellen Entwicklungen zum Gedenken vor Ort informieren und unseren Plan für die Fahrt nach Lety vorstellen.

Lety war von 1940 bis 1943 Zwangsarbeitslager. Ein großer Teil der dort unter lebensgefährdenden Bedingungen lebenden Menschen waren Romnja.

Luisa schreibt: „Ich, als ein Mensch, der sich frei entfalten, Glück, Selbstbestimmung, Freude und Liebe leben möchte, finde es ausgesprochen wichtig, dass jeder meiner Mitmenschen genauso diese Grundrechte leben kann, ohne Diskriminierung zu erfahren. Leider war und ist dies nicht der Fall. Mit meiner Arbeit in Lety möchte ich über die Diskriminierung von Roma damals wie heute dazulernen und versuchen, kleine Zeichen zu setzen, indem ich Lety und meine Aktivität als Freiwillige in Tschechien wie auch in Deutschland mehr in den öffentlichen Fokus rücken möchte. So freue ich mich, bald in Dresden zu Gast zu sein und ein Zeichen gegen Diskriminierung und für ein würdiges Gedenken setzen zu dürfen. Gleichzeitig möchte ich den Aufruf unterstützen, am 13. Mai 2017 zum würdigen Gedenken nach Lety zu fahren.“

Wann?
Mittwoch, 12. April ab 20 Uhr

Wo?
kosmotique, Martin-Luther-Str. 13

Neues im Fall Lety

In den unsäglichen Fall um die Schweinemastanlage auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers für Roma bei Lety u Písku in Tschechien ist überraschend neue Bewegung gekommen (Hintergrundinformationen zu dem Lager und den zugehörigen Diskussionen hier). Auslöser war zunächst eine öffentlich getätigte Aussage des tschechischen Finanz- und Vize-Premierministers Andrej Babiš, in der er bestritt, dass das Lager in Lety ein Konzentrationslager war. Dieser offene Geschichtsrevisionismus führte diesmal jedoch zu reichlich Widerspruch. Mehrere amtierende Minister forderten Babiš auf, selbst zu den Gedenksteinen nach Lety zu fahren. Daraufhin bestritt dieser zunächst seine Äußerung, um sich später für sie zu entschuldigen und tatsächlich dem ehemaligen Konzentrationslager einen Besuch abzustatten. Unter anderem erklärte er, sich nun dafür einsetzen zu wollen, dass die tscheschische Regierung die Schweinefarm endlich aufkauft und an ihrer Stelle ein würdiges Denkmal errichtet. Weiterlesen

Mobi-Vortrag in Chemnitz

Vortrag »Free Lety«
Würdiges Gedenken an den Porajmos statt Schweinemast

Donnerstag, 07.05.2015, 19:00 Uhr
ODRADEK Chemnitz
Leipziger Straße 3

Auf dem Gelände des ehemaligen KZ Lety (Tschechien, ca. 70 km südlich von Prag) befindet sich seit 1973 eine industrielle Schweinemastanlage. Anstatt an die Opfer des Völkermords an dieser Stelle zu erinnern – die Schweinemast also endlich zu schließen – straft die tschechische Gesellschaft und Politik die Opfer und deren Nachkommen seit Jahrzehnten mit Ignoranz, vor allem aber Arroganz.

In diesem Lager wurden über 400 Roma ermordet, Kinder und Frauen vergewaltigt und gequält oder in einem nahe gelegenen See ertränkt. In den Wäldern der Fürstenfamilie Schwarzenberg (auf deren Intention der zunächst noch als Internierungslager geführte Ort entstand) mussten Männer zum Beispiel im Steinbruch schwere Arbeit verrichten und die Straße, welche heute zur Schweinmastanlage führt, bauen. Lety war darüber hinaus auch der Ausgangspunkt für eine Todesreise ohne Rückkehr: Auschwitz.

8

Audiobeitrag von Radio Blau (Leipzig)

Das Leipziger Radio Blau hat einen Beitrag bei Freie Radios zum Engagement von Konexe (Ústí nad Labem) veröffentlicht. Im Interview kommen Miroslav Brož und Josef Miker von Konexe zu Wort und erläutern die aktuelle Situation vor Ort und sprechen über vergangene und kommende Kämpfe um an der Lage etwas zu verändern.

Leipziger Fussballverein solidarisiert sich

3

Beim letzten Heimspiel des Roten Stern Leipzig zeigten Fans und Spieler des Vereins Banner und verlasen ein Statement zum ehemaligen Konzentrationslager in Lety.

Wir danken allen Beteiligten! Grüße nach Leipzig!

5

Infoveranstaltung zu Aktionstagen in Lety

Kampagne für ein würdiges Gedenken an den Porajmos.

Dresden
Mittwoch, 29.4.15, 20 Uhr
Kosmotique, Martin-Luther-Straße 13

Leipzig
Mittwoch, 29.04.15, 19 Uhr
Fischladen, Wolfgang-Heinze-Straße 22

„Ihr könnt wählen: mehr Geld für Bildung oder wir kaufen die Schweinemastanstalt“ – so antworteten tschechische Politiker in der Vergangenheit, wenn sie von Rom_nija zur Schließung der Schweinemastanstalt auf dem Gelände des einstigen “Zigeunerlagers” Lety bei Pisek aufgefordert wurden.
Im von den Deutschen besetzten Protektorat Böhmen und Mähren wurden ab 1939 Rom_nija inhaftiert, die aus verschiedenen anderen okkupierten Gebieten geflohen waren bzw. umgesiedelt wurden. Auch Lety bei Písek war ein solches Lager, eingerichtet noch unter der Leitung tschechischer Beamter. Mehrere hundert Rom_njia wurden dort zu schwerer Arbeit gezwungen und ermordet; im Frühjahr 1943 wurden die Gefangenen zum großen Teil nach Auschwitz deportiert.

Im Jahr 1973 ließ die damalige kommunistische Regierung der Tschechoslowakei eine große, industrielle Schweinemastanstalt auf dem Gelände des einstigen Lagers in Lety bauen. Sie ist bis heute in Betrieb, obwohl es in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder Proteste und EU-Resolutionen gegeben hatte, die die Schließung der Schweinemast auf dem Gelände forderten.

In der mangelhaften historischen Aufarbeitung des Porajmos spiegelt sich die prekäre Situation von Rom_nija in Europa und auch in Tschechien wieder. Antiziganistische Stereotype bis hin zum offenen Hass und Gewalt gegenüber Rom_nija sind in der Mehrheitsgesellschaft weit verbreitet. Roma und Romnija werden auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und in anderen Bereichen ihres Lebens diskriminiert. Das Schulsystem ist nahezu durchgehend segregiert.

Der Einsatz für ein würdiges Gedenken an den Porajmos ist deshalb auch ein politisches Zeichen für die Gegenwart.

Mitglieder des Free Lety-Movements aus Tschechien und Deutschland informieren am Mittwoch, den 29.4. ab 20 Uhr in der Kosmotique (Martin-Luther-Straße 13) über die Geschichte von Lety, die aktuelle Kampagne und die Aktionstage in Lety am 13.-16. Mai 2015. Wir wollen besonders diskutieren, wie eine Unterstützung von deutscher Seite aussehen kann.